Vielleicht


Vielleicht war es nur eine Nacht die sich von keiner anderen unterschied. Jedenfalls gab es weniger zu trinken und ein Joint machte die Runde der seinen Namen nicht wert war. Da war eine Frau, die hatte nur ein Bein. Motorradunfall. Peng. Da ist dann eine Lady die früher Typen reihenweise entjungfert hat und jetzt geht sie auf Freierschau. Obwohl es mir ziemlich egal war, ob eine Frau noch alle Gliedmaßen hat. Na, es ergab sich halt so. Ich war auch in der Klinik auf Rehabilitationsmaßnahme und der Typ der mit mir in einem Zimmer pennte sagte eines Tages: “Willst du die einbeinige Blonde mal durchvögeln?”
“Mhhhm. Warum nicht.”
“Was willst du ausgeben?”
“Gar nichts.”
“Passt! Sie steht auf dich, krebs einfach mal morgen zur Physiotherapie Zimmer 911 rüber. Da wartet sie auf dich.”
“Was hast du davon?”
“Nichts.”
“Okay. Gefällt mir.”
Eine Stunde später tanzten zwei Frauen an. Die eine tanzte weniger: sie fuhr im Rollstuhl. Die andere sah aus wie ein Pferd. Was sag ich Euch, ihr kennt ja die Typen von Frauen: Große Titten und darin das Gehirn versteckt. Aber die mit dem einen Bein hatte etwas.

“Glotz nicht so blöde. Nur weil ich nicht mehr laufen kann, bedeutet das noch lange nicht, dass ich dich solange aussaugen kann bis du keine Luft mehr bekommst.”
Sie hatte eine Flasche selbst gebrannten Schnaps dabei.
“Auch einen?”
“Immer, gerne.”
“Das Bein ist weg. Die ganzen Arschlöcher, die mich ficken wollten auch.” sie nahm einen großen Schluck.
“Kleine, Du hast ein Bein verloren. Nicht Deine Möse.”
Die Welt verliert immer etwas: Beine, Gefühle, Resonanzen, Anstand, Respekt und alles, was den Menschen von einer Topfpflanze unterscheidet. Außer Kakteen vielleicht. Wenn die Erde von Stachelpflanzen übersät wäre, hätten Nutztiere keine Chance und der Abschaum, der sich Menschheit nennt, und sich davon ernähren will, hätte schlechte Papiere. Aber das ist ein anderes Thema. Obwohl es eins ist, über das man auch mal reden sollte. Da ist ein Bein, das weg ist und jetzt von Würmern angefressen wird ein Klacks dagegen.
Die Lady im Rollstuhl war schon ziemlich hinüber, aber hielt sich trotzdem krampfhaft an ihrem Drink fest.
Eine abgeschnallte Prothese und ein zerbrochenes Waschbecken, auf dem ich meine Einbeinige vögelte, rundeten den Abend ab. Als sie zum Orgasmus kam pisste sie mich an. Das ganze Bad schwamm in Urin und Wasser, das ich zum putzen benutzte.
“Was war denn hier los?” fragte mich mein Zimmergenosse am nächsten Tag.
“Nichts.” sagte ich.
In einer Stunde hatte ich eine Therapiebehandlung. Massage.
Ich hatte es nicht eilig.

 

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